Daniel Burghardt: Elend und Emanzipation

Seit der Aufklärung werden Erfahrungen des Leidens nicht mehr als gottgewollt und unabänderlich betrachtet. Das mit Ungleichheit, Armut oder Gewalt verbundene Leid gilt von nun an als überwindbar. Die Befreiung aus dem Elend wird zu einem emanzipatorischen politischen Projekt. Gleichzeitig hat die Politisierung des Leidens eine lange Schattenseite; Denn das Leid ist politisch instrumentalisierbar: So diente die Kategorie der Verelendung dem orthodoxen Marxismus einst als Garant für die Befreiung des Proletariats. Zugleich dienen bis heute Opfernarrative autoritären Bewegungen als Begründung für ihr politisches Handeln. Der Vortrag unternimmt einen Streifzug durch Theorien des Leids von Marx und Freud über Adorno bis hin zu Butler und gemahnt gleichzeitig an die vertagte Möglichkeit das Leid abzuschaffen.

Daniel Burghardt ist Professor für Soziale Ungleichheit und politische Bildung. Er beschäftigt sich mit Kritischer Theorie, Marx(ismus) und Psychoanalyse.

Aus der Vortragsreihe „Meinung – Wahn – Gesellschaft“ der Gruppe Antithese; unterstützt durch den Kurt-Eisner Verein.

Datum

12 Dez. 2024
Abgelaufen!

Uhrzeit

19:00 - 21:00

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